Geschichte und Architektur


 
Dorfkirche von Barneberg  

Die große, dreischiffige, neugotische Hallenkirche von 1885 schließt an einen 1618 umgebauten, aber im Kern noch romanischen Westturm an, der einen neueren hohen Spitzhelm trägt. 

Ein umlaufender Sockel in Höhe etwa der Decke des Erdgeschosses ist abgerundet. Das vom Schiff früher zugängliche Erdgeschoß des Turmes ist jetzt vermauert. Der Zugang erfolgt über eine Treppe auf der Nordseite. Über dem Erdgeschoß befindet sich auf der Südseite ein kleines romanisches Oculusfenster, ausgearbeitet aus einem Sandstein. Die gekuppelten Schallöcher (auf der Südseite spitzbogig, auf der Nordseite rundbogig) mit Sandsteinlaibung und Säulen sind in der Barockzeit und teilweise noch später erneuert. Die Westseite hat keine Schallöcher. Ein spitzbogiges Schalloch auf der Ostseite ist jetzt zu drei Vierteln durch das neue Kirchendach zugesetzt. Der Dachansatz der alten Kirche ist noch im Inneren auf dem Dachboden zusehen. Das große Spitzbogenportal und das Fenster auf der Westseite sind 1885 eingebrochen worden. 

Die fünfseitige Apsis hat einen Sakristeianbau. Die dreischiffige Kirche ist im Innern kreuzgratgewölbt. In der Apsis gibt es ein Rippengewölbe. Die wesentlichen Teile  der bauzeitlichen  Ausmalung wie auch der aus Gestühl, Kanzel und Altar bestehenden Ausstattung sind noch erhalten. Die Wände des Schiffes sind mit Quaderaufteilung bis zu den Fenstersohlbänken bemalt; in der Apsis schablonierte Vorhänge. Neben dem neugotischen Orgelprospekt sind drei figürliche Glasmalereien in den Apsisfenstern zu nennen. Sie sind bunt verglast ( in der Mitte Jesus als guter Hirte, rechts der Apostel Paulus mir dem Schwert des Geistes und links der Apostel Petrus mit dem Schlüssel als Sinnbild der Binde- und Lösegewalt). 

 

Grundriss der Kirche

Der Kirchenheilige ist unbekannt.

Als die alte Kirche im Jahre 1884 abgerissen wurde, gingen die Sachverständigen davon aus, daß die alte Kirche vermutlich aus dem 13. Jahrhundert stammte. Über die alte Kirche sagte Pastor Evers (Pastor in Barneberg von 1799 - 1841):  "Das Kirchengebäude ist massiv, mit Ziegeln gedeckt und hat inwendig eine gewölbte Decke und an der Nord- und Ostseite Emporkirchen (Priechen). Ursprünglich hatte die Kirche eine platte Decke bis zum Jahr 1766. In diesem Jahr wurde ein neue Orgel eingebaut. Da dieselbe 17 Fuß (5,33 m) hoch war, so mußte die platte Decke, deren Entfernung vom Fußboden des Orgelchores nur 11 Fuß (3,14 m) maß, abgebrochen und durch eine gewölbte ersetzt werden. 1829 wurde die Kirche ausgemalt. Bei dieser Gelegenheit wurden die alten Kränze, die zum Gedächtnis der Verstorbenen in den Priechen nach alter Gewohnheit aufgehängt waren, entfernt." 

 
 

      Blick in die Kirche

Pastor Bonhage begründete den Neubau der Kirche damit, daß der Zustand der alten Kirche "unwürdig" war. Die Kirchenbaufrage wurde nach einer Kirchenvisitation im Jahre 1872 durch die Kirchenbehörden in die Hand genommen, da die Gemeinde sich nicht einigen konnte. Ein Teil der Gemeinde wünschte sich eine würdige Kirche. Ein großer Teil der Gemeinde aber war gegen eine Erneuerung bzw. einen Neubau. Auf Anordnung der Behörde mußten zwei  Baurepräsentanten gewählt werden. Bei dieser Wahl wurden zwei Männer ausgewählt, die entschiedene Gegner eines Neubaus waren. Um der Gemeinde Zeit zu lassen, sich an den Gedanken eines Neubaus zu gewöhnen, wurde die Kirchenbausache für einige Zeit zurückgestellt. Nach 6 Jahren, am 22. Oktober 1879, wurde erneut ein Termin anberaumt, bei dem die Gemeinde einen Neubau wiederum ablehnte. Daraufhin wurde der Neubau der Kirche durch eine Verfügung der Behörden beschlossen. Da die Gemeinde die Einspruchsfrist verstreichen ließ, war der Neubau beschlossenen Sache. 

Am 2. Ostertag 1884 nahm die Gemeinde Abschied von der alten Kirche. Am nächsten Tag begann der Abriss. Die Grundsteinlegung  erfolgte am 12. Mai 1884 vor der versammelten Gemeinde mit Ansprache und Gebet an der Südseite der Apsis. Hierbei wurde auch eine Büchse mit Nachrichten über die Gemeinde und die damalige Zeit mit vermauert. Während der Zeit des Neubaus wurde der Gottesdienst in der Pfarrscheune abgehalten, die mit dem alten Altar, der alten Kanzel und einem Teil des alten Gestühls zur Interimskirche hergerichtet worden war. Aus den Mitteln der Freikuxkasse wurde ein Harmonium gekauft.

Die Kirchenweihe der neuen Kirche war am 10. Dezember 1885. Ihre gesamte Ausstattung (Altar, Kanzel, Taufe und Gestühl) stammt aus dem Jahre 1885. Viele der beweglichen  Gegenstände wurden von Mitgliedern der Kirchengemeinde zur Einweihung der Kirche gestiftet. Der Weihetag selbst wurde am Abend zuvor feierlich eingeläutet. Der Festtag wurde mit einer Abschiedsfeier in der Interimskirche begonnen. Von dort zog der Festzug zum Neubau und zur feierlichen Einweihung der Kirche. Vor der verschlossenen Haupttür fand die übliche Übergabe des Schlüssels an den Pfarrer statt.

Wann die ersten Glocken in der Kirchengemeinde Barneberg beschafft wurden ist unbekannt. Der erste Hinweis findet sich in der Kirchenrechnung von 1738, wo eine neugegossene Glocke mit 229 Talern bezahlt wurde. 1854 erhielt die vorhandene große Glocke eine Sprung und wurde 1855 von Engelke in Halberstadt umgegossen. Die Inschrift auf der Südseite dieser Glocke  lautet:

Patron
Friedrich Wilhelm IV.
Friedrich Gloel, Pastor loci
Ludwig Hagedorn, Kantor
Barthold Klinke, Kirchenvorstand
Heinrich Heiligtag, Kirchenvorstand
Heinrich Heiligtag, Schulze
Christoph Günther, Schöppe
Franz Günther, Schöppe
Gegossen von Wilhelm Engelke-Halberstadt 1855

auf der Nordseite:

Ein Bild des Gekreuzigten
S.D.S. (Soli Deo Gloria)
Ehre sei Gott in der Höhe.
Wer mich zur Kirch wird läuten hören,
der kommt und laß sich Jesum lehren.
Mit Gott für König und Vaterland

Am 3. August 1855 wurde sie in den Kirchturm gebracht. Gleichzeitig wurde dabei die kleine Glocke umgehängt. Diese Glocke war im Jahr 1878 ebenfalls gesprungen und wurde 1878 von der Glockegießerei Ulrich in Laucha a. d. Unstrut umgegossen. Sie trug folgende Inschrift auf der Südseite:

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste.
Gott gib Fried in deinem Lande
Glück und Heil zu allem Stande;
Wehre deiner Feinde Macht,
Herr Jesu nimm dein Volk in Acht.

auf der Nordseite:

S. M. Wilhelm I., Patron
Chr. Bonhage, Pastor loci
Fr. Holzhausen, Kantor
Mitglieder des Gemeindekirchenrats:
Gustav Günther, Heinrich Heiligtag,
Heinrich Bühring, Andreas Günther.
Gegossen von Gebrüder Ulrich-Laucha 1878.

Diese Glocke wurde im Ersten Weltkrieg zusammen mit den Prospektpfeifen der Orgel abgegeben. 1930 wurde durch Schilling und Söhne in Apolda eine Ersatzglocke gegossen, die aber im Juni 1942 durch die Reichstelle für Metalle beschlagnahmt wurde und ebenfalls abgegeben werden mußte. Heute ist deshalb nur noch die oben erwähnte große Glocke erhalten.

Im Rahmen der Vorbereitungen zur 100-Jahrfeier der Kircheneinweihung 1985, beschloß der Gemeindekirchenrat von Barneberg, der bis dahin namenlosen Kirche einen Namen zu geben. Nach ausführlichen Diskussionen entschied sich der Gemeindekirchenrat einstimmig für den Namen

"Friedenskirche zu Barneberg".

Dieser Beschluß wurde dem Evangelischen Konsistorium mitgeteilt und der Bischof gebeten, die Namensgebung im Festgottesdienst zu vollziehen.

 

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